Verbandstagung 2013

Traditionell fand die Verbandstagung unseres Landesverbandes am letzten Oktoberwochenende statt. So wurde vom 25.10. -bis 27.10. das Motel ,,Zur Festwiese“ in Gierstädt als Tagungslokal zu unserer zweiten Heimat.

Der Einladung folgend trafen wir uns kurz vor 09 Uhr auf dem Platz vor dem Lokal. Als Gäste hießen wir die Familie Gulyasch mit ihrem Steinadlerterzel erstmals in unserer Runde  willkommen. Aus Gründen der Terminüberschneidung konnte leider niemand vom VDF in diesem Jahr teilnehmen. Aus den eigenen Reihen hatten sich sieben Falkner/in nebst ihren Beizvögeln zur Teilnahme angemeldet. Somit konnte ich acht Aktive bei der Eröffnung unserer Tagung begrüßen. Eine Corona aus Angehörigen und Interessierten rundete das Bild beim Beizvogelapell ab. Das es schon Zeiten gab, in denen mehr Mitglieder ihren Beizvogel auf der Faust hatten, ist sicherlich der Tatsache geschuldet, das auch wir Falkner immer stärker von einer Vielzahl von Verpflichtungen in Anspruch genommen werden.

 

Aber richten wir unsere Blicke nach vorn. Schon bei der Organisation der Tagung zeichnete sich ein mäßiger Besatz an Niederwild ab. Denn auch an Thüringen ist das kalte und nasse Frühjahr nicht spurlos vorübergegangen. Trotzdem war es Ralf Schenkling gelungen, wieder ausreichend Reviere für unsere Tagung zu organisieren. Somit rückten nach der Begleichung des Tagungsbetrages ein Steinadler, zwei Habichte und fünf Harris Hawk in 3 verschiedene Reviere aus. Die beiden Habichte beizten an diesem Tag, unter der Leitung von R. Schenkling, in dem Revier Arnstadt. Für eine Gruppe von 3 Harris Hawk übernahm U. Ehrich die Leitung in dem Revier Saline/ Kalktal. Auf mein Kommando setzte sich die gemischte Gruppe von Harris und Adler in das Revier Herbsleben in Bewegung. Schon an der Reviergrenze kreuzte ein Fasanengockel unseren Weg. Am vereinbarten Treffpunkt wurden wir von dem Revierpächter Karl Hendrich herzlich begrüßt. Da der Morgennebel sich noch nicht verzogen hatte, beschlossen wir noch eine Weile zu warten. Das die Überbrückung von einer halben bis dreiviertel Stunde für passionierte Falkner nicht langweilig wird kann sich jeder vorstellen. So begannen wir erst einmal mit dem obligatorischen Erfahrungsaustausch. Vertieft in Gespräche bemerkten wir kaum das Auflösen des Frühnebels. Aber eine freundliche Ermahnung des Pächters erinnerte uns an den Zweck unseres Revierbesuches. Nach kurzer Absprache setzte sich die Gruppe aus 3 Falknern mit ihren Beizvögeln und einer überschaubaren Anzahl von Treibern in Bewegung. Der Plan war, eine erhöhte Brachfläche mit angrenzendem Weizenfeld in einer Streife durchzudrücken. Somit hatte man die Wahl zwischen kiloschweren Schuhen auf dem Feld oder nassen Hosen durch die Brachfläche. Reiner G. hatte sich sehr schnell für die schweren Schuhe entschlossen. Wobei ich denke, dass die guten Jagdchancen des Adlers auf freiem Feld maßgeblich zu der Entscheidung beigetragen haben. Ramona S. flankierte die Kante zwischen Brache und Feld mit ihrem Harris. Somit trug ich meine Hilde am anderen Ende der Streife durch meterhohes Gras und Büsche.

 

Angedacht war, dass die hochgemachten Hasen über das freie Feld flüchten und somit der Adler seine Chancen bekommen sollte. Leider hatten wir vergessen den Langohren unseren Plan mitzuteilen. Denn im Gegensatz zu den Vorjahren, verließen die Hasen diesmal nicht das stark bewachsene Plato. Das hatte zwar zur Folge, dass die beiden Harris Hawk ihre Möglichkeiten bekamen, sie aber durch das hohe Gras und die Büsche nicht nutzen konnten. Nachdem wir keine adäquate Beute dazu bewegen konnten über das Feld zu flüchten, begannen wir die Auen der Unstrut nach festliegenden Hasen zu durchstreifen. Auch diese Versuche blieben erfolglos. Nun änderten wir die Strategie! Reiner stellte sich mit seinem Adler auf dem Damm der Unstrut und die Treiber hatten das ,,Vergnügen“ einen Waldstreifen, dessen Boden flächendeckend mit Brombeeren bewachsen war, zu durchstreifen. Es dauerte auch nicht lange, bis der erste Hase auf dem angrenzenden Feld auftauchte. Sofort war der Adler auf den Schwingen und holte schnell auf. Aber der Hase war schlau genug und konnte seinen Balg retten. Wir beschlossen 10 min zu warten, bis wir den Rest der Brombeeren weiter durchdrücken  wollten. Von der Treiberwehr wiedersprach niemand der Zwangspause.

 

Nach der Pause und weiteren ca. 5 m Raumgewinn im Brombeerdickicht kam erneut der Ruf Haaaase! Der Hase rannte tollkühn an Reiner vorbei. Als er passiert hatte, nahm der Adler die Verfolgung auf. Entschlossen und mit kräftigen Flügelschlägen gelang es ihm zum Hasen aufzuschließen und ihn zu schlagen. Nun erklang, das Falknersheil aus allen Ecken. Erschöpft und mit der ersten Beute in der Falknertasche stärkten wir uns bei Bratwurst undGetränken. Nach der Mittagspause versuchten wir vergeblich entlang der Entwässerungsgräben noch einige Kreaturen aufzuspüren, welche wir mit ruhigem Gewissen am Abend auf die Strecke legen könnten. An einem kleinen Wäldchen angelangt teilte sich die Gruppe auf. Während die Falkner mit ihren Beizvögeln an einer Kante zum Feld warteten, versuchten die Treiber bereitwillig den einen oder anderen Hasen aus einer Sasse zu heben. Tatsächlich konnten sich auch zwei Langohren den Angriffen des Adlers erwehren und verschwanden am Horizont. Da die Zeit schon fortgeschritten war, beschlossen wir die Jagd zu beenden und traten den Rückweg an. Wir genossen noch einmal die Eindrücke  dieses wunderschönen Reviers. Wieder am Ausgangspunkt angelangt, bedankten wir uns bei Herrn Hendrich für diesen fantastischen Tag und traten die Rückfahrt zum Tagungslokal an.

 

Am Streckenplatz angekommen, verrieten uns die Gesichtsausdrücke der anderen Falkner, dass es in den Kaninchenrevieren nicht so gut aussah. Das Arnstädter Revier war völlig verweist und auch in Saline/ Kalktal war kaum ein Karnickel zu sehen. Aus diesem Grund konnten nach dem ersten Jagdtag 1 Hase, 1 Rebhuhn und eine Taube verblasen werden. Reiner Gulyasch wurde an diesem Abend die Ehre des Jagdkönigs zu Teil. Bei unserer anschließenden Mitgliederversammlung berichtete der Vorstand über die Aktivitäten des zurückliegenden Jahres. Ralf S. informierte uns über die wichtigsten Fakten der Ordensratssitzung von Fulda. Aus den Händen von Olaf Ehrich konnte der Landesverband eine Spende von 400,00 Euro entgegennehmen. Anlass für die Spende war der abgeschlossene Falknerlehrgang, welcher traditionell in enger Zusammenarbeit der Jagdschule Thüringen mit den Referenten des Landesverbandes durchgeführt wird. Freudig konnte der Vorstand verkünden, dass von den acht Jungfalknern zwei den Antrag auf Mitgliedschaft in LV Thüringen gestellt  haben. Mittlerweile hat sich die Zahl auf drei erhöht. Nach gewohnt gutem Essen begann das gemütliche Beisammensein, welches im Allgemeinen bis in die frühen Morgenstunden andauerte.

 

Nachdem das deliziöse Frühstücksbuffet nicht von jedem ausgiebig in Anspruch genommen wurde, trafen wir uns um 09 Uhr zum Beizvogelapell. Die Strapazen des vorangegangenen Jagdtages standen dem Ein oder Anderen noch im Gesicht, als ich die Reviereinteilung für den angebrochenen Tag bekannt gab. Die Zusammensetzung der gemischten Adler- Harrisgruppe blieb unverändert und sollte an diesem Tag im Revier Bickenriede beizen. Alle anderen beizten unter der Führung von Ralf S. bis zum Mittag im Revier Gebesee auf Fasan und Hase. Nach dem Mittag sollte die Gruppe dann in das Revier Schwellenburg umsetzen und ihr Glück auf Kaninchen probieren. Nach der Aufteilung der Verpflegung rückten die Fahrzeuge in die jeweiligen Reviere aus. Ich führte den Konvoi in Richtung Bickenriede an. Dort angekommen, wurden wir durch unseren Falknerkollegen Holger Fahrig im Namen der Pächtergemeinschaft begrüßt. Wir beschlossen die Jagd auf die Hasen in einem Maisfeld zu beginnen. Denjenigen, welche jetzt zu Recht die Stirn runzeln, möchte ich dieses Maisfeld einmal schildern. Die Vegetationsdichte  auf dem ca. 5ha großen Feld war durch die extensive Bewirtschaftung der Fläche  einzigartig. Man konnte sagen Mais, wie Telegrafenmasten (Nicht so hoch, aber die Abstände so groß). Eine Pflanze hätte die Möglichkeit gehabt, Kraft aus 5 m² Bodenfläche zu ziehen. Wenn nicht eine Vielzahl von Kräutern und wilden Gewächsen schneller gewesen wäre. Solche Voraussetzungen ließen auf einen hohen Niederwildbesatz schließen.

 

Entgegen unseren Vermutungen, lag aber kein Hase in diesem Agrarbiotop. Im Anschluss gingen wir zu einer Streuobstwiese, welche uns als sichere Gelegenheit geschildert wurde. Zwei Stücken Rehwild sprangen schon sehr früh aus der Plantage ab. Wir stellten Reiner mit seinem Adler am Ender der Baumreihe ab um mit der Treiberkette incl. Harris Hawk das hohe Gras, in seiner Richtung durchzudrücken. Gleich zu Beginn erhob sich eine Waldschnepfe, welche beide Harris-Weiber auch beherzt anjagten. Aber so eine Schnepfe ist schnell, in diesem Fall zu schnell. Da sich der einzige Hase fast unbemerkt aus dem Staube machen konnte, wechselten wir abermals das Revierteil. Wir gingen in breiter Streife einer Tannenbaumschonung entgegen. Als auf dem  freien Feld ein Hase aus der Sasse ging, jagte der Adler konsequent an, hatte aber Probleme mit den starken Windböen. Am Rande der Schonung angekommen, offenbarte sich die ganze Dimension der Anpflanzung. Auf ungefähr 60 ha standen Nordmannstannen von einem halben Meter Höhe. Von den Pächtern wurden uns mehrere Hasen versprochen. Wir stellten uns so auf das in der Mitte der 30m breiten Streife Reiner mit Adler ging und die beiden Harris Hawk  das Ganze flankierten. Wir waren noch nicht weit vorangeschritten, als an der rechte Seite zwei dunkle Löffelspitzen zwischen den Bäumchen auftauchten. Ramona ihr Vogel jagte auch sofort den flüchtigen Hasen an. Zögernd warf ich Hilde mit ins Geschehen. Die Distanz war sehr weit, aber ein Kompanieflug ist ja unproblematisch und dem Muskelaufbau dient er allemal. Aber ich staunte nicht schlecht, wie schnell mein Vogel zu dem Hasen aufgeschlossen hat. Bedingt durch das hügelige Gelände konnten wir das Geschehen nicht mehr direkt verfolgen. Ramonas Maggy brach die Jagd ab. Hilde steilte kurz auf um dann herab zu stoßen. Der Hase klagte, ich rannte so schnell ich konnte. Dann sah ich wie das Langohr meinen Vogel versuchte an den Bäumchen abzustreifen. Ein beherzter Sprung von  meiner Tochter und mir führten dazu, dass  Familie Müller nebst Vogel  im aufgeweichten Kleiboden lag. Der Hase aber war fixiert und wurde schnellst möglich abgefangen. Hilde tat sich an dem frischen Schweiß gütlich. Die Beute in der Tasche ging es zurück in die Streife wo mich das Falknersheil meiner Gefährten erwartete. Bei der Bewertung der Hechtsprünge erhielt meine Tochter jedoch die deutlich bessere B-Note. Da die Mittagszeit mittlerweile heran war, beschloss ich die Beizgruppe zu verlassen um die Gulaschsuppe zu erwärmen.

 

Nach 30 min war es soweit, und die Corona konnte sich an liebevoll zubereiteter Gulaschsuppe stärken. Nach der Pause ging es wieder in die besagte Schonung. Nun sollte der Adler noch zu seiner Beute kommen. Möglichkeiten gab es ausreichend und so konnten wir die ganze Bandbreite der Hasenjagd mit dem Steinadler beobachten. Auch der Adler beizte nach einem spektakulären Flug seinen Hasen. Allerdings blieb die Sprinteinlage mit finalem Hechtsprung mangels Notwendigkeit aus. Kolja hatte alles im Griff. Somit galt unser Falknersheil nun Reiner. Nach mehreren Flügen, bei zum Teil böigen Winden, beschlossen wir die Jagd zu beenden und fuhren zurück nach Gierstädt. Dort angekommen schauten wir wieder in die langen Gesichter der anderen Beizgruppe. Sie sind weder einem Hasen noch einem Fasan begegnet. Was die Kaninchen betrifft, war die Schwellenburg verwaist. Somit konnten am zweiten Beiztag zwei Hasen auf die Strecke gelegt werden. Natürlich machte die schlechte Niederwildsituation die Stimmung zum Beginn des Grünen-Abends nicht besser. Aber nach dem reichhaltigen Buffet wurde die Stimmung schon beschwingter. Eine nicht ganz ernstzunehmende Aufnahmeprüfung für unsere Jungfalknerin Ramona Schilling und das bewehrte Jagdgericht sorgten für einen vergnüglichen Abend. Nach einer Powerpoint Präsentation, in der die Verhaltensweisen unserer Mitglieder einmal aus einer etwas anderen Sicht betrachtet wurden, hatte jeder mindestens einmal gelacht und einem weiteren positiven Verlauf des Abends stand nichts mehr im Wege. Mit einem gemeinsamen Frühstück am Sonntagmorgen  nahm unsere Tagung ihr Ende.Abschließend möchte ich allen Danken die zum Gelingen der Tagung beigetragen haben.

Vor allem aber den Pächtern der Reviere ohne die eine solche Tagung nicht möglich wäre. Gerade bei solch einer Niederwildsituation, wie sie zurzeit vorherrscht, sind Pächter die Verständnis für uns Falkner aufbringen ungemein Wichtig.

 

Dafür nochmals ein herzliches Dankeschön!!!

 

Joachim Müller
Vorsitzender des LV Thüringen

 

Zurück