Verbandstagung 2010

Der Landesverband Thüringen führte in der Zeit vom 29.10 bis 31.10.2010 seine Falknertagung in Bienstädt durch.Da einige der Geladenen wegen Terminüberlagerung abgesagt hatten, konnten als Gäste nur Rainer Model (stellv. Vorsitzender VDF) und Robby Grabowski (nebst Frau) mit ihren Beizvögeln begrüßt werden. Auch war wieder eine Vielzahl von interessierten Besuchern zu verzeichnen. Die Teilnehmer, welche ihre Tagungsgebühr nicht im Voraus entrichtet hatten, bezahlten die Pauschale in gewohnter Weise bei Holger Fahrig .Der Rückgang des Niederwildes wurde schon vor der offiziellen Eröffnung zum Gesprächsthema. Die Gespräche wurden aber durch den Klang der Hörner, welche zum Sammeln riefen, unterbrochen.

 

Der Vorsitzende Olaf Ehrich eröffnete die Tagung persönlich und begrüßte alle Falkner, Gäste und Interessierte.
Mit 3 Habichten, 3 Harris Hawk und dem Ger-Lannerfalken von Rainer Model waren die Falkner zum Appell angetreten.Der Rücklauf des Niederwildes führte dazu, dass in diesem Jahr 2 Reviere kurzfristig weggebrochen waren. So war es Ralf Schenkling und Olaf Ehrich zu verdanken, das trotz der schlechten Ausgangssituation, ausreichend adäquate Reviere zur Verfügung standen.

 

Die Gruppe bestand aus den Falknern Olaf Ehrich, Erik Schilling mit seinem Harris-Weib, Ralf Schenkling mit Habicht Nora und Ute Ehrich mit ihrem Harris Terzel.

 

Das Revier Arnstadt war für uns noch völlig neu und so wussten wir nicht, was uns dort für ein Gelände erwartete. Bei eitel Sonnenschein und einer leichten Brise trafen wir im Revier ein. Das Gelände war etwa vergleichbar mit der Schwellenburg in Elxleben, jedoch mit einem weitaus höheren Schwierigkeitsgrad für die Falkner. Wir fanden uns auf einem Terrassen ähnlichem Kalkberg, der eine Vielzahl von Kaninchenbauen beherbergte. Getreu der vielfach bewährten Methode gingen wir Falkner zuerst in einer Streife auf den mit Altgras bedeckten Flächen, um die Kaninchen erbeuten zu können, die bei dem schönen Wetter nicht in den Bauen lagen. Leider war unser Bestreben nicht von Erfolg gekrönt. Auch aus den ersten Bauen, die wir frettierten, sprangen keine der grauen Flitzer.

 

Nun kam der schwierigere Teil des Reviers. Steile Kalkhänge mit Ausrichtung nach der Südseite. Da sahen wir auch schon die ersten Kaninchen. „Vogel frei!“ Der Habicht von Ralf Schenkling gab sein Bestes – jedoch noch nicht erfolgreich. Wir verteilten uns auf verschieden Höhen des Kalkschotterhanges. Olaf und Erik setzten die Frettchen ein und Ralf und Ute versuchten mit ihren Vögeln, die springenden Kaninchen entweder oben auf dem Plateau oder auf der Flucht nach unten in die Sohle zu erbeuten. Nach schwierigem Jagdflug konnte der Habicht das erste Kaninchen binden, Beizvogel und Beute waren gänzlich in einer mit Dornen besetzten Hecke verschwunden.

 

R. Schenkling konnte nur mit bergsteigerischem Mut und Geschick seines Vogels samt der Beute habhaft werden. „Falknersheil!“. Nun war der Bann gebrochen. Ein Kaninchen flüchtete wieder über den Hang. Der Harris-Terzel startete beherzt seinen Jagdflug und entschwand den Blicken seiner Falknerin im hügeligen und steilen Gelände. Also hinterher! Doch immer mit Vorsicht, um nicht am steilen Hand mit seinem losen Kalkschotter abzurutschen.

 

Die zweite Gruppe bestand aus drei Habichten und dem Falken von R. Model nebst einigen interessierten Zuschauern. Bei der Ankunft im Revier wurden wir durch den Pächter Karl Hendri Nach einer gefühlten Viertelstunde Bergsteigens konnte U. Ehrich ihren Harris mit einer Belohnung vom erbeuteten Kaninchen abnehmen.In der Zwischenzeit arbeiteten R. Schenkling und E. Schilling weiter mit den Frettchen, um weitere Kaninchen aus den Bauen zu jagen.Die Jagdflüge der Vögel waren deshalb auch erschwert, da das Gelände mit vielen kleinen dornigen Gehölzen bewachsen war, in welche sich die Lapuze immer wieder erfolgreich retten konnten. Das Harris-Weib von Erik Schilling lernte jedoch schnell aus dieser Situation und mit einem Sturzflug aus einem vorangegangen „Rütteln“ über dem Dornengebüsch konnte auch sie erfolgreich ein Kaninchen schlagen. Alles in allem war der Wildbesatz gut, das Gelände war ziemlich anspruchsvoll und wir Falkner waren froh über unsere „Mittagspause“.

 

Leider konnten wir nach der Stärkung mit Gulaschsuppe nicht noch mehr Kaninchen erbeuten. Das Revier in Arnstadt hat uns positiv überrascht mit seinem Kaninchenbesatz und wir hoffen, dass wir auch im nächsten Jahr hier wieder unser Glück versuchen können.Unser Dank gilt an dieser Stelle dem Pächter Sven Mascher, welcher uns dieses Revier zur Verfügung gestellt hat.

 

Auf Grund des Nebels entschloss sich die Beizgruppe noch einige Zeit verstreichen zu lassen. Die Zeit wurde mit Gesprächen über den Hasen und Fasanenbesatz überbrückt und es war zu erkennen, dass auch in diesem Revier das Niederwild auf dem Rückzug war. Die Gründe dafür sind auch hier vielfältig und allgemein bekannt. Nach dem der Nebel durch die Sonne vertrieben wurde, zeigte sich das Revier wieder in seiner gewohnten Schönheit. Auf den Teichen war eine Vielzahl von Enten und Gänsen zu beobachten und auf den Feldern rasteten die Kraniche. Jetzt war es an der Zeit mit der Jagd zu beginnen und die Gruppe drückte in einer losen Schleife, unterstützt durch eifrig arbeitende Hunde, eine Brachfläche durch. Leider bekam kein Vogel die Chance auf einen Jagdflug. Nach der Brachfläche ging es entlang von Hecken und Gräben zu einer Remise in der Feldflur. Leider gingen die wenigen Hasen schon so früh hoch, dass kein Vogel seine Fähigkeiten präsentieren konnte.

 

In der Mittagspause konnten sich dann alle an der Gulaschsuppe laben, um nach der Rast auf einen Getreideschlag zu wechseln. Das Feld wurde wieder in einer Streife durchgedrückt. Aber auch hier waren die wenigen Hasen schlau genug sich rechtzeitig aus dem Staub zu machen. Dankbar sind wir Karl Hentrich, für die Bereitstellung des Reviers und sein Bemühen uns und unseren Vögeln gute Jagdmöglichkeiten zu verschaffen.

 

Gegen 16.00 Uhr ging es dann zurück nach Bienstädt zum Tagungslokal. Nach dem die Strecke gelegt und verblasen wurde, trafen sich die Mitglieder um 19.30 Uhr zur Mitgliederversammlung. In der Versammlung wurden die Mitglieder über die zurückliegende Bundestagung von Schleswig informiert. Olaf E. berichtete über die Falknerausbildung in Thüringen und übergab eine Spende von 300€ der Jagdschule Thüringen an den Landesverband. Auch das 2011 bevorstehende Falknertreffen in den UAE wurde angesprochen. Zu diesem Thema hatte J. Reinhardt Kopien des Ablaufplanes ausgelegt, welche einige Mitglieder mit Interesse zur Kenntnis nahmen.
Zum Abschluss konnte noch Alain Köster als neues Mitglied in den Landesverband aufgenommen werden. Nach der Beendigung des offiziellen Teils wurde auch gleich mit den privaten Fachgesprächen begonnen. Da diese Gespräche traditionell bis in die frühen Morgenstunden reichen, wurde auch diesmal wieder, sehr zum Leidwesen der Bedienung, ausgedehnt geredet und diskutiert.

 

Am Samstagmorgen trafen sich dann alle um 9.00 Uhr zum Beizvogelappell. Die Strapazen des Vortages waren einigen noch ins Gesicht geschrieben. An diesem Tag ging es für alle gemeinsam in das Revier Stollbergsiedlung. Im Revier angekommen, wurden zwei Gruppen gebildet, welche den Hang von zwei Seiten anfangend bejagten.

 

Die Diskussionen über die optimalen Jagdstrategien waren noch nicht abgeschlossen, da ging auch schon das erste Kaninchen hoch. Es war aber schlau und schnell genug sich bergauf in Sicherheit zu bringen. Nachdem der Vogel zurück auf der Faust war, ging es in einer lockeren Streife weiter den Hang entlang. Nur einige Minuten später bewegte sich wieder etwas im hohen Gras. Jonny (der Harristerzel von Ute E.) erkannte seine Chance und griff beherzt an. Der Jagdflug ging auf das benachbarte Feld. Auf dem Weg dorthin waren deutlich schwarze Löffelspitzen zu erkennen. Ein Hase! Dieser Ruf veranlasste nun auch die Falknerin zu sportlichen Höchstleistungen. So konnte sie dem Vogel kurz nach dem Binden des Hasen zu Hilfe kommen. Das anschließende Falknersheil galt dem ersten Hasen, welchen der Vogel allein zur Strecke gebracht hatte.

 

In der Zwischenzeit kamen auch auf der Gegenseite die ersten Kaninchen zur Strecke. So konnten zum Mittag, bei Erbsensuppe und Bockwurst, schon drei Falkner über erfolgreiche Jagdflüge ihrer Vögel berichten. Nach der gemeinschaftlichen Stärkung verfolgten alle Falkner voller Interesse den Jagdflug des Sperbers von Robby G. Leider war dieser spektakuläre Flug auf eine Elster nicht von Erfolg gekrönt. Aber die Rasanz und Wendigkeit dieser kleinen Jäger ist für jeden immer wieder beeindruckend.

 

Nach der Pause ging es wieder in den Hang, wobei die Beizgruppen die Seiten getauscht hatten. Auch am Nachmittag waren wieder reichlich Jagdflüge zu bestaunen. Wobei der Habicht von Ralf S. sein drittes Kaninchen an diesem Tag zur Strecke brachte. Der Harris von Erick S. kam kurz vor dem Hahn in Ruh auch noch zu seinem Kaninchen und somit waren an diesem Tag 6 Kanin und 1 Hase erbeutet worden.

An dieser Stelle möchten wir uns bei den Pächtern Joachim Lappe und Volker Friedrich für die Bereitstellung des Reviers bedanken. Gegen 16.00 Uhr ging es wieder zurück zum Tagungslokal. Gemeinsam wurde Strecke gelegt und verblasen. Der Vorsitzende Olaf E. dankte allen Teilnehmern für ihre Disziplin und ernannte Ralf Schenkling zum Jagdkönig.

 

Mit dem anschließenden grünen Abend fand die Tagung ihren gebührenden Abschluss. Nach einem reichhaltigen Buffet wurde die verbleibende Zeit für Gespräche und Diskusionen genutzt. Verschiedene Bildvorträge u. a. über die Bundesbeize von Schleswig trugen zur Abrundung des Abends bei. Zum Abschluss sei noch einmal allen gedankt, die durch aktive Beiträge zum Gelingen dieser Tagung beigetragen haben.

Joachim Müller, Ute Ehrich

 

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